Dachstein, Seethalerhütte – 40 verdammte Höhenmeter …

Aufgrund einer anstehenden Peru-Reise, bei der eines der Reiseziele das auf 3.400 Metern Höhe liegende Cusco ist, führten Gespräche mit Bekannten als auch das Lesen des Reiseführers dazu, mich mit dem Thema Höhenkrankheit auseinanderzusetzen.

Um Körper und Geist auf die dünne Luft und den höheren Druck vorzubereiten, könnte man sich nur auf ähnlich hohen Bergen zu akklimatisieren versuchen.

Da der Dachstein meinem Wohnort am nächsten liegt, entschied ich mich für jenen Berg, wo man sich mittels Seilbahn auf 2.700 Metern nach oben transportieren lassen kann.

Die erste Gondel fuhr bereits um 7.45Uhr empor, wodurch die erst um 8.30Uhr öffnenden Eishöhlen noch geschlossen waren. Daher entschied ich für eine 45 Minuten dauernde leichte Wanderung zur Seethalerhütte, welche nur 40 Höhenmeter über der Ankunftsstation liegt.

Nach wenigen Metern muss ich das erste Mal pausieren, da der Schnee zu stark blendet. Sonnenbrille auf und weiter geht’s.

Etwas später die nächste Pause. Der matschige Schnee – es hat am Vorabend g’scheit geregnet – ist sehr anstrengend zu begehen. Bei jedem Schritt stelle ich fest, dass meine Beine schwer wie Blei sind. Mein Herz pocht zudem ganz heftig, obwohl es bislang fast eben zu gehen war.

Und wieder ist Pausieren angesagt. Meine Kondition ist grottenschlecht und ich ärgere mich maßlos. Alle möglichen Ausreden fluten meinen Kopf, warum ich die letzten 2 Jahre kaum Sport machte. Zu viel Arbeit, zu schlechtes Wetter, Frühblüher-Allergie, zu heiß und so weiter. Irgendein Scheiß war immer.

Während des langsamen Voranschreitens, mit einem inneren Dialog voll mit Fluchen, muss ich mir eingestehen, dass nichts oder niemand anderer Schuld an meiner mangelnden Fitness hat, außer mir selbst. Wo ein Wille, da ein Weg. Wenn Sport eine Priorität gewesen wäre, dann hätte mich nichts davon abhalten können. Punkt!
Okay, das wäre nun einmal geklärt. Weiter.

Ich werde mir eines schleichenden Höhen-Tourettes bewusst. Jedes zweite Wort, welches ich denke, ist Fuck, Shit oder verdammt.

Als mich die ersten Wanderer fröhlich quatschend und ohne jegliche Anstrengung flott überholen, überkommt mich förmlich ein Wutanfall.
„Jaja, ihr Sportskanonen, überholt ruhig die blöde Tussi aus der Stadt, die mit ihren Big-Shades wie eine Außerirdische aussieht und trotz neuester und modernster Ausrüstung sich nur schleppend zur Berghütte kämpft.“

Als die Wanderer etwas weiter vorne nach rechts Richtung Klettersteig abbiegen, habe ich eine Eingebung.

„Der Mensch will es nicht einfach.
Der Mensch will eine Herausforderung.
Der Mensch will sich weiterentwickeln.
Der Mensch will wachsen.“

Ja, der Mensch will wachsen. Diese Erkenntnis lässt mein Höhen-Tourette unmittelbar schwinden. Nur mein kräftig pumperndes Herz und meine leicht zittrigen Oberschenkel lassen mir noch meiner Anstrengungen gewahr werden.
Ja, auch ich will über mich hinauswachsen.
Auch ich setze mich freiwillig Mühen aus.
Auch ich scheine es ganz bewusst nicht einfach haben zu wollen.
Einfach ist einfach. Aber einfach ist auch langweilig. Wow!

Ich gehe die letzten Meter zur neu erbauten Hütte mit Freude voran. Doch bevor ich auf ein Getränk einkehre, nehme ich noch die letzte Distanz bis zum Gipfelkreuz auf mich. Oben angekommen bin ich überwältigt von der atemberaubenden Aussicht – was für ein Panorama!

Ich habe es geschafft! Glückseligkeit beschreibt mein derzeitiges Gefühl am besten. Alle Mühen sind vergessen, alles vergangen. Ein Lehrer/Mentor sagte mal, dass man vorwärts lebt und rückwärts versteht. D’accord, einverstanden!

Nun habe ich mir aber ein Getränk verdient. Anstatt eines Kaffees wähle ich heute einen Kakao.

Am Berg oben ist es schön – ich freue mich schon auf Peru.
Ich freue mich auf eine nicht einfache Begehung.
Ich freue mich auf mein nächstes Wachstum, so wie ich mich als Kind bei jeder Messung am Türstock über Wachstum gefreut habe. Denn ich wollte ja auch damals größer werden. So wie jetzt auch. Denn ich werde noch größer werden.

Meinen Bildbericht gibt es hier zu sehen:
https://www.sylviaundeugenie.com/post/dachstein-2700m-%C3%BCber-den-boden

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Dachstein, Seethalerhütte – altitude of damn 131 feet …

Due to the upcoming journey to Peru where one of  the travel destinations is the on 11,152 feet located Cusco, talks to acquaintances  and as well reading of the travel guide caused me to grapple with altitude sickness.

To prepair body and mind to the thin air and higher pressure only trying to acclimatise on similar high mountains would be an option.

The Dachstein is the closest to my residence that’s why I decided for that mountain where you can get up by cable car at 8,858 feet.

The first gondola drove at 7.45 a.m. upwards when the at 8.30 a.m. opening glacier caves where still closed. So I decided for a 45 minutes lasting easy hike to the Seethaler lodge only 131 altitude feet above the arrival plattform.

After a few feet I have to pause the first time because the snow glares. Sun glasses on and let’s go on.

Some later the next break. The slushy snow – it has rained the evening before a lot – is hard to walk on. Every step shows me that my legs are heavy like lead. My heart thumps fiercely although it was yet nearly even to go.

And again a rest. My condition is abysmal and I get annoyed exorbitantly. All possible subterfuges flood my head why I didn’t make sports for the last 2 years. Too much work, too bad weather, allergy to early flowering trees, too hot and so on. Any shit always happened.

While the slow proceeding with an inner dialogue full of swearing I have to confess that nothing or noone has the guilt for my insufficient fitness except me. Where there’s a will there’s a way. When sports would have been a priority nothing would have kept me away from it. Stop.
Okay, that’s now clarified. Go on.

I get aware of a slinking Altitude-Tourette. Every second word which I think is Fuck, Shit or damn.

As the first cheerful talking hikers overtake briskly without any physical strain suddenly  I throw a tantrum.
„Yeahyeah, you sporting aces, go on and overtake the stupid bimpo from the city with her big shades which make her look like an extra-terrestrial and who hardly fights to reach the mountain lodge despite the latest and modern equipment.“

When the hikers a little far turn right to the via ferrata I have an afflatus.

„Every man wants it not easy.
Every man wants a challenge.
Every man wants to develop.
Every man wants to grow.“

Yeah, mankind wants to grow. This insight immediately dwindles my Altitude-Tourette. Only my heavy pumping heart and my slightly shaking thighs make me aware of my efforts.

Yeah, I want to surpass myself.
Either me applys voluntarily a lot of effort.
Me too seems unconsciously wanting to have it not easy.
Easy is easy. But easy is as well boring. Wow!

I joyfully take the last feet to the new built lodge. Before having a drink I take the last distance to the summit cross. Up arrived I’m overwhelmed of the breathtaking view – what a panorama.

I’ve done it! Felicity describes my currently emotion the best. All struggles forgotten and everything  bygone. A teacher/mentor once said that you live forward and understand  backwards. D’accord, agree!

But now I deserve a drink. Instead of coffee I choose hot chocolate today.

It’s beautiful on the mountain – I’m looking forward to Peru.
I’m looking forward to a not easy hike.
I’m looking forward to my next growth like I enjoyed it as a child when I was measured  up at the doorframe. Because in those days I wanted to gain size. Like now. I’ll increase. 

And here my picture-report:
https://www.sylviaundeugenie.com/post/dachstein-2700m-%C3%BCber-den-boden

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