Schon lange war absehbar, dass es keine gemeinsame Zukunft geben wird. Es war wohl mehr Gewohnheit oder der Gedanke, dass Alleinsein auch nicht immer lustig ist, dass man sich weiterhin traf.
Doch mit fortschreitender Passivität und Langeweile zu zweit, keimten Fragen immer häufiger auf, ob es sinnvoll wäre, etwas aufrecht zu erhalten, dass doch eh schon längst abgeschlossen ist. Doch irgendwie spricht es keiner richtig aus.
Der anfängliche Drang nach Konversation erstillte, die Gespräche wurden knapper und belangloser und auch die Freude über eine neue Nachricht fand ein Ende.
Vieles muss nicht ausgesprochen werden, ein Nichtaussprechen spricht für sich selbst. Doch wann ist es endgültig abgeschlossen? Wenn mehr als 3, 4 oder 7 Tage Funkstille herrscht? Wenn man es schriftlich fixiert, dass es im Sinne beider ist, gemeinsame Treffen nicht weiter zu verfolgen? Wenn man sämtliche Textnachrichten gelöscht hat, da sie keine Bedeutung mehr haben? Oder, wenn die paar Erinnerungen im Haushalt, wie die Zahnbürste, entsorgt sind?
Tja, Bilder, die einem an die gemeinsame Zeit erinnern, kann man irgendwo hinverschieben, wo sie einem nicht mehr anspringen. Die älteren Gesprächsaufzeichnungen werden sowieso durch die neueren zurückverschoben. Aber die Zahnbürste, ja sie hüpft einem täglich am Morgen und abends ins Gesicht. Ein Rudiment von Wochen oder Monaten, vielleicht sogar Jahren. Erinnerungen, wie man sich nebeneinander die Zähne putze und womöglich trotz Schaum vorm Mund, verliebte Blicke zuwarf. Unglaublich romantisch. Oder zumindest lustig.
Ja, wenn die Zahnbürste entsorgt wurde, dann hat man wirklich einen Schritt gemacht, der sowohl rein physisch wieder Platz im Leben geschaffen hat, als auch geistig eine Entrümpelung vollzog. Und wenn dann die nächsten Male im Bad, ab und an noch ein Blick zum nun leeren Zahnbecher fällt, so ist nach ein paar Tagen die Routine des leeren Bechers eingekehrt. Abgeschlossen.
In einem Interview erzählte ein Mann, dessen Frau an Krebs gestorben war, dass es lange dauerte, bis er die Erinnerungen der gemeinsamen Jahre langsam Stück für Stück entfernte, um wieder am Leben teilzunehmen und sich Neuem zu öffnen. Doch das zuletzt entsorgte Teil war die Zahnbürste seiner Gattin. Erst als er jene wegwarf, hatte er das Gefühl, dass er jetzt mit seiner Trauer abgeschlossen hatte.
Die Zahnbürste. Ein Stück Plastik an dem mehr Erinnerungen zu haften scheinen, wie einem wohl bewusst sind.
Die nächste Zahnbürste wird womöglich mit einem anderen Blick begutachtet. Dieses kleine Stück Plastik mit schäumenden Erinnerungen.
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